Geschichte

Die Geschichte der Gemeinde Gsteig ist eng mit derjenigen des ganzen Saanenlandes (Gemeinden Saanen, Lauenen und Gsteig) verknüpft.

Zahlreiche Flurnamen weisen auf eine ehemalige keltische Besiedlung hin. Ungefähr im 5. Jahrhundert wanderten Burgunder ein, und im

8. Jahrhundert brachten Alemannen, die vom Simmental her einwanderten, die deutsche Sprache ins Saanental. Eine zusätzliche Besiedelung von Gsteig könnte aber auch vom Wallis her erfolgt sein. Politisch gehörte Gsteig zu der um 900 erstmals erwähnten Grafschaft Ogo, später Greyerz genannt.

Urkundlich wurde Gsteig erstmals 1312 erwähnt. Damals unter dem Namen „Chastalet“, was soviel heisst wie Wacht-, Wehr- und Zufluchtsturm. Im Gemeindewappen ist dieser Turm symbolisch dargestellt. Der halbe Kranich verweist auf die damalige Zugehörigkeit zur Grafschaft Greyerz.

Die kläglichen Überreste des Turms können im Grundriss noch heute erkannt werden, und zwar am Standort mit dem Flurnamen „Burg“.

Erstmals bildeten 1312 die Bewohner der «Landschaft Saanen» eine durch einheitliches Recht verbundene politische Einheit. Oft genug wurden die Saaner durch Greyerz in fremde Händel gezogen, vor allem mit dem Wallis. 1393 erfolgte der denkwürdige Friedensschluss zwischen Walliser und Saaner am «Dürrseeli» über dem Sanetschpass. Der wichtigste Loskauf geschah unter der Führung des einheimischen Kastlans Niclas Baumer am 3. Dezember 1448, als Graf Franz I. von Greyerz die Saaner gegen die gewaltige Summe von 24733 Pfund von allen Bodenzinsen, Abgaben, Zehnten sowie Gewerbe- und Handelsbeschränkungen befreite. Gleichzeitig verlieh der Graf den Landsleuten das Recht, ein eigenes Siegel und Wappen, die «Kryen uff dem Bergen» (den Kranich auf den drei Bergen) zu führen.

Die Berner Reformation von 1528 brachte für das Saanenland (damals noch zur Grafschaft Greyerz gehörend) wiederum einige Umstellungen. Graf Johann von Greyerz und seine geistlichen Würdenträger hatten keine Freude an der Reformation und bekämpften energisch diese Bewegung. Als dann 1555 Graf Michael einer total verschuldeten Grafschaft vorstand, sah er sich gezwungen, diese abzutreten. Bern und Freiburg als Gläubiger teilten die Grafschaft unter sich auf. Das Saanenland kam zu Bern. Die freiheitsliebenden Saaner haben diese Zugehörigkeit aber noch lange Jahre nicht als eitel Freude empfunden.

Am 5. März 1798 haben die Saaner gemeinsam mit den Nachbarn aus dem Pays-d'Enhaut und dem Ormont die eindringenden Franzosen am Col de la Croix zurückgeschlagen, so dass unser Land von Plünderung verschont blieb. Nach dem Untergang des alten Bern wurde das Saanenland zum bernischen Amtsbezirk mit eigener Bezirksverwaltung und Amtsgericht und in die drei Gemeinden Saanen, Lauenen und Gsteig aufgeteilt.

Um nochmals auf die Nachbarschaft mit den Wallisern zurück zu kommen, ist nachzulesen, dass 1379 erstmals der Grundbesitz der Walliser Nachbarn auf Gsteiger Boden urkundlich erwähnt wird. Dieser Grundbesitz ist den Wallisern bis heute erhalten geblieben. Diese Alpweiden werden im Sommer teilweise noch heute mit Walliser Vieh bestossen.

Damit ist auch belegt, dass in frühgreyerzerischer Zeit die Freiherren von Raron über gewisse Gebiete von Gsteig ihre Herrschaft ausübten.

Im Weiteren wurden 1324 erstmals eine ganze Anzahl Geschlechtsnamen erwähnt, die zum Teil in abgeänderter Form noch heute gebräuchlich sind.

Die Verbundenheit zum Wallis ist mehrfach dokumentiert. Ein besonderer Beweis dafür ist das Geschenk des Joderglöckleins an die Gsteiger, überreicht vom damaligen Bischof von Sitten - dies obwohl Gsteig dem Bistum Lausanne angehörte. Die Joderkapelle von Gsteig, die dem heiligen Joderochus geweiht war, wurde nach umfangreichem Umbau am 19. Juni 1453 als Kirche von Gsteig eingeweiht.

Am 16. Januar 1556 wurde die erste reformierte Predigt in der Gsteiger Kirche gehalten, von Johannes Haller, Reformator des Saanenlandes, Beauftragter der Berner Regierung.

Dass die Gsteiger viele Gemeinsamkeiten mit den Walliser Nachbarn aus Savièse geteilt haben und noch heute teilen, beweist folgende Tatsache:

Man hat lange Jahre nach der Reformation während unzähligen Jahren gemeinsam den St. Jodertag gefeiert. Die reformierten Gsteiger lieferten das „Joderbrot“ und die katholischen Walliser die „Jodernidle“, die dann aus dem im Pfarrhaus aufbewahrten „Joderbüchti“ (Bottich) jeweils am

16. August auf dem Dorfplatz verspeist wurde.

Seit einigen Jahrzehnten wird dieses überlieferte Brauchtum nicht mehr gemeinsam gefeiert. Gegen Ende der gemeinsamen Feierlichkeiten wurde statt der „Nidle“ Wein mitgebracht und auch ausgeschenkt. Dieser Umstand mag dafür verantwortlich sein, dass schliesslich gewisse Vorkommnisse dafür gesorgt haben, diesen Volksbrauch nicht mehr gemeinsam zu feiern.

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